Meine große Liebe Afrika!

Bericht zum Ultra Africa Race 2017 in           Mozambique

Das sind die Momente, die magischen Sekunden, die einem über Jahre und mit viel Glück bis ans Ende in Erinnerung bleiben. Es ist die erste Etappe des Ultra Africa Race in Mozambique. Ich könnte gerade ganz Afrika umarmen! So groß ist mein Glück, dass ich nach einem halben Jahr schon wieder die Möglichkeit habe hier zu laufen. So groß muss es auch sein – das Glück – Afrika ist schließlich riesig. An einer leichten Steigung kommt mir eine junge Frau entgegen. Ich grüße auf portugiesisch: „Bom dia!“ und sie freundlich zurück „Bom dia!“. Erst lächelt sie, dann schaut sie mich mit meiner Laufausrüstung nochmal genauer an, dann lacht sie über das ganze Gesicht 6E1A0592m_MOZ (2)und sagt zu mir: „Du kannst doch wirklich nicht alle Tassen im Schrank haben“. Ich muss auch lachen und stimme ihr zu. Das ist mein Afrika. Ich versteh absolut kein Wort portugiesisch. Aber ich schwöre: das hat sie gesagt. Sie weiß es, ich weiß es. By the way: was sie auf dem Kopf trägt, sehe ich auch erst später auf den Fotos.

Eine Woche voller Highlights und eins meiner schönsten und wichtigsten Rennen. Das steht oft zu Beginn eines Berichtes – bei mir – bei anderen. Erklärung dazu später. Die Begrüßung in Mozambique ist herzlichst. Die Hälfte der Läufer und Crew kenne ich bereits vom Ultra Africa Race in Kamerun oder vom legendären 520km Rennen „The Track“ in Australien. Große Freude auch Jérôme Lollier wiederzusehen. Er ist Veranstalter dieser Rennen mit seiner Agentur Canal Aventure. Eine exquisite kleine französische Agentur, die vier bis fünf Etappenrennen pro Jahr auf der Welt veranstaltet. 6E1A0815_MOZ (2)Die Rennen haben meist um die 20 Teilnehmer und das führt immer dazu, dass sich ganz schnell ein ganz besonderer Spirit im Team und Rennen zeigt. Das halte ich vor allem Jérôme zu Gute, dass das genau sein ausgesprochenes Ziel ist. Er will klein bleiben und will diese kleinen besonderen Abenteuerläufe machen. Deshalb auch Mozambique! Dort gab es noch nie ein vergleichbares Rennen und wer war schon mal in Mozambique? Ein immer noch sehr afrikanisches Land mit kaum Tourismus.

Check in und Kontrolle ist in einer wunderschönen Lodge an einem See. Wir wohnen in Bambushütten mit riesigen Strohdächern. Der See ruft nach mir und da das einzige dort lebende Krokodil vor ein paar Monaten erschossen wurde, stand dem nichts im Wege. Es hatte einen Lederfußball gefressen und musste daher sehr leiden. Der Ball war bei der Obduktion sehr deutlich im Bauch des Tieres zu sehen.

Beim Check in werden Pflichtausrüstung und Menge des Essens kontrolliert. Zweitausend Kalorien sind pro Tag vorgeschrieben – das funktioniert auch. Wir haben alles im Rucksack. Wir laufen in Selbstversorgung und Canal Aventure stellt 2er Zelte und die Wasserversorgung an Checkpoints sowie im Lager bei Ankunft. Die Etappen starten früh morgens im Camp und nach jeweils 37/37/51/47/47 Kilometern pro Tag sind wir im Ziel. Feuer, Kochen, Schlafsäcke etc. – alles unser Job.

6E1A0616_MOZ2 (2)Aus meinem Little Desert Runners Club war Andrea Löw mit am Start. Wir hatten eine wunderbare Zeit im Mai beim Rennen in Namibia, als mich 15 Läufer (fast alles Etappenlaufanfänger) bei meinem 10jährigen Wüstenlaufjubiläum begleiteten.  Andrea hatte ihre Premiere sauber mit Platz 6 bei den Frauen abgeliefert und jetzt wär ich ja nicht ich, wenn ich ihr im Vorfeld nicht erklärt hätte, dass da noch viel geht. So hockten wir am Abend vor dem Start in unserer Bambushütte auf den Betten und sprachen genau über das Thema: Was geht – mit welcher Taktik. Um es abzukürzen: zu diesem Zeitpunkt gab es eine Favoritin im Rennen – Ita Marzotto aus Italien. Sie hat schon einige Rennen gewonnen. Ich bin schon mit ihr gelaufen und weiß wie stark sie ist. Allerdings hatte sie 3 Wochen vorher erst ein Rennen in der Atacama Wüste und davor war sie beim Tor des Geants gestartet – beides sehr lange schwere Rennen. Meiner Meinung nach musste sie eigentlich müde sein. Am Ende standen unsere Überlegungen im Raum: hinter Ita herlaufen und schauen ob sie einbricht oder von der ersten Minute des Rennens angreifen. Die Entscheidung lag bei Andrea.

Als wir am nächsten Morgen starten ist Andrea nach ca. 10 Minuten auf meiner Höhe angekommen.

IMG_7193_MOZbn (2)Sie hatte sich nachts für die Oliver Kahn‘sche: „Wir brauchen Eier“ Strategie entschieden. Für diesen Fall hatte ich für mich vorher schon beschlossen, dass ich den Weg mit ihr gehen werde. Nachdem mein Jubiläumsjahr auch das Jahr des begleitenden Laufens war in Namibia, mit Philipp Jordan vom Fat Boys Run Podcast zu Beginn seines Home2Home Runs von Holland nach Deutschland oder mit meiner Frau bei ihrem 75km Nachtlauf rund um Köln… sollte Ultra Africa eigentlich mein eigenes Rennen werden, aber die Entscheidung Andrea bei ihrem mutigen Angriff zu begleiten, gefiel mir besser.

Kenne so viele Menschen, die irgendwas gerne wollen – es zu machen, finde ich dagegen schon mega smart.

Los geht’s! Nach Querung der Dünen geht es bei Ebbe über 20km entlang des Indischen Ozeans. Andrea und ich sammeln Kilometer und auch den ein oder anderen Schnellstarter ein. Das Tempo ist hoch und Oli Kahn zollt aus der Ferne Anerkennung.

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Vom Strand geht es ins Landesinnere. Wir laufen auf Singletrails und Jeeptracks bergan und bergab durch den Busch. Viele Palmen und die Kokosnüsse zeigen uns den Weg. Es ist jetzt heiß und die Luft steht. Das ist bei über 30° Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit kein Spaß. Wir nehmen Tempo raus – ich weiß aber, dass die anderen hier auch langsamer machen müssen. Andrea läuft einen 10minütigen Vorsprung raus und auf Platz 1. Gefolgt von der überraschend starken Stephanie Bales aus Kanada und Ita.

Andrea war für einen ersten Tag an ihrem guten Limit unterwegs gewesen und ich hatte die Vermutung, dass die Idee mit Ita und ihrer Müdigkeit stimmt. Allerdings mit Ita muss man immer rechnen – nicht umsonst ist sie Gewinnerin einiger großen Rennen gewesen.

Die Mozambique-Gang
Die Mozambique-Gang

Auch der zweite Tag steht mit 37km im Roadbook – allerdings haben wir nicht mehr die schnellen 20km nassen Strand sondern nur Hügel im Landesinneren vor uns. Hier zeigt uns Ita von Anfang an wo es langgeht. In der Hitze und bei den vielen Hügeln können wir ihr nicht folgen und auch Stephanie zieht irgendwann vorbei. Andreas und mein Tempo werden immer unterschiedlicher und bei Kilometer 28 gibt es eine Entscheidung. Wir besprechen es gar nicht. Das hatten wir vorher schon geklärt. Es geht einfach klar. Wir sind Freunde, wir hatten einen Plan. Einen Plan oder eine Taktik zu haben, finde ich ungemein wichtig für solche Rennen. Noch viel wichtiger finde ich allerdings die persönliche Flexibilität ohne Groll einen Plan, der nicht mehr funktioniert, in die Tonne zu kloppen. Es kommt ein neuer Plan…nicht zweiter Klasse , sondern einer, der genauso gut ist auf der Basis der aktuellen Tatsachen.

Ich mach mich auf den Weg und sammele Stephanie und Ita wieder ein rücke dem Kollegen Stewen Villenave auf den Pelz, der aktuell vor mir auf Platz 4 liegt. So ernst ich das gemeint habe, Andrea zu begleiten so ernst ist das jetzt mit dem Rennen – im klassischen Sinn.

Der aktuelle Stand ist am Ende von Etappe 2, dass mein all-time Heroe Marco Olmo6E1A0507m_MOZ (2) auf Platz 1 liegt. Gefolgt von Julen Urdurbai und Takao Kitada. Die drei hatte ich auch vorab aufs Podium gesetzt in meinen internen Wetten. Takao ist ein junger Läufer aus Japan. Ich war mit ihm in Australien und habe gesehen, wie er sich die beiden letzten Jahre entwickelt hat. Julen ist mit seinen 43 Jahren ein extrem guter Läufer, der schon Top3 Platzierungen in Stage-Races erzielt hat. Und dann gibt es noch Marco Olmo. Ein Held. Marco wird dieses Rennen am Ende gewinnen – mit 69 Jahren.

Marco habe ich vor 10 Jahren beim Marathon des Sables kennengelernt. Ich hatte keine Ahnung von nichts – war aber von dem Kerl ungeheuer beeindruckt. Ich kannte keine Läufer, keine Weltmeisterschaften, keine Ergebnislisten. Erst später wurde mir klar, dass er zu dieser Zeit beim UTMB Weltmeister im Traillaufen wurde. Dies sogar zweimal hintereinander und das im Alter von 58 und 59 Jahren. Nein ich spreche nicht von der Altersklasse. Weltmeister!

Ich hatte mich mit Marco letzten Winter in Italien getroffen. Ich wollte ihn unbedingt im Buch „Passion Laufen“ dabei haben, da er für mich genau das ist – große Leidenschaft. Wir hatten einen wunderbaren Tag mit ebensolchen Themen in Italien. Als ich hörte, dass er zum Ultra Africa kommt, war ich dementsprechend aus dem Häus‘chen. Nach 10 Jahren die Chance mit dem „Meister“ zu laufen. Daraus wurde leider nichts. Eine Lungenentzündung ein paar Wochen vor dem Rennen machte den Gedanken zunichte und ich musste fast ohne Training nach Mozambique reisen. Jetzt bin ich alt genug, um damit umgehen zu können, wenn andere schneller laufen können als ich. Wär ja auch zu blöd, wenn ich mich damit nicht anfreunden könnte. Rechnen kann ich auch! Wer nicht trainiert hat, wird im Rennen langsamer laufen. Alles gut – nur blöd.

6E1A0380_MOZ (2)Ich nehme mir an Tag 3 einfach Andrea zum Vorbild. Es liegen schicke 51km vor uns. Der Start ist schon um sieben und ich nehme mir das Thema zu Herzen. Es wird ein sehr spaßiger Tag. Es gibt so Tage – es sind nicht so viele – aber da reißt man schon mal Bäume aus und umarmt die Welt. Es ist wieder sehr warm. Ich kann dann auch nicht schneller laufen, aber ich lauf auch nicht viel langsamer. Bin ja eh nicht so schnell wie die Jungen. Die haben an dem Tag aber gut zu kämpfen. Mein Plan das Tempo von Anfang an hoch zu halten, um die anderen zu erschrecken, funktioniert. Bei Checkpoint 1 bin ich dicht hinter Marco und die anderen folgen erst im Minutenabstand. Glück ist, dass wir eine sehr lange schnelle glatte Piste aus Sand bekommen auf der man mit Druck viel Tempo erreichen kann. Der Abstand wächst und die Kollegen sind irgendwann nicht mehr zu sehen. Ich komme an einer Schule vorbei. Dort ist gerade Pause und 50 kleine Kinder umringen mich und ich muss einfach stoppen. Wir hopsen wie Guildo Horn auf der Stelle umher und lachen uns kaputt. Das japanischen Fernsehen, das Takao begleitet ist ganz wild am Filmen und schwer begeistert. Die Kinder auch – wunderbare Moment.

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Von der Schule aus begleiten mich später an einem nicht enden wollenden Berg einige Jugendliche. Allen voran eine ca. 16 Jährige in Flip Flops die jedes Tempo, das sich gehe bzw. laufe, mitmacht. Ein großer Spaß. Sie fordert jeden entlang des Weges auf mitzukommen und bald sind wir eine lustige Truppe von 9 Halbstarken plus mir dreiviertelstarkem. Was die junge Frau in Flip Flops an Trails laufen kann…und wir6E1A0666m_MOZ (2) führen endlose Diskussionen über den optimalen Trailschuh. Nun ja. Die Kids biegen ab und ich bin ein wenig traurig. Aber „surprise surprise“ nach 5 Minuten sind sie wieder da und meine Flip Flop Königin hat eine eisgefrorene große Cola Flasche für mich. Ich halte sie beim Laufen an Stirn, Schläfe, Hals und dann Trick 17 von Madame: Einfach mit dem Kugelschreiber ein Loch in die Plastikflasche gehauen. Durch den hohen Druck vom Eis kommt ein Sprühfondäne aus der Eisflasche – fein wie ein Zerstäuber. Den kalten Strahl halte ich mir ins Gesicht auf die Haare. Genial. Leute ich habe manchmal ein Glück in meinem Leben. Gedanklich umarme ich meine Kleine ganz innig für diese Idee und noch viel mehr für ihre Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wir verabschieden uns irgendwann.

Auf den Geschmack gekommen, stoppe ich am nächsten Kiosk und kauf mir eine Cola. Eine alte Afrikataktik von mir: Geld eingesteckt haben und schnell zuschlagen. Schnell kann der Kioskbesitzer6E1A0979_MOZ (2) nicht…aber auch egal. Ich hatte das 2012 beim Ultra Africa in Kamerun mal eingeführt und mittlerweile ist es bei Canal Aventure auch erlaubt, sich zwischendurch was zu holen, wenn die Möglichkeit besteht. Wir wollen ja alle auch den Kontakt mit den Menschen – und wir wollen natürlich! das eiskalte Getränk. Bei Kilometer 40 ist der letzte Checkpoint an einem See. Ich nutze die Chance und schmeiß  den Rucksack in den Sand und geh in voller Montur baden. Ist mir auch egal, dass das ein paar Minuten dauert. Die anderen sind nicht in Sicht und Rennen ist nicht alles. Sachen packen und weiter bis ins Ziel bei Km51. Als ich nach Marco ins Ziel komme, gibt es ein „Complimenti“ vom Maestro für meine heutige Lauferei. Hatte ich schon erwähnt, dass es ein sehr schöner Tag war?

Wir haben wieder eine lauschige Nacht in unserem Minizelt. Andrea geht es gut. Sie macht weiterhin ein Superrennen und kommt jeweils auf Platz 3 bei den Frauen rein. Das Ende der Nacht ist nicht ganz so lauschig. Es fängt an zu regnen und hört auch leider nicht mehr auf. Kacke! Nix für mich, weil bei 18 Grad und Dauerregen die anderen wieder so schnell laufen können. Nach dem Highlight von Platz 2 am Vortag geht mir das etwas auf die Nerven. Wir laufen im 5er Trupp als der Regen mein Handy für immer tötet. Ich bin sauer. Erstens weil ich blöd bin; zweitens weil ich von nun an ohne Musik bin. Meine Playlisten sind mir heilig und ich höre sie auch nur bei meinen großen Rennen. Nun ja ! Geht auch ohne, aber ich bin genervt und werde auch nur Vierter an dem Tag. Schwamm drüber.

6E1A1524_MOZ (2)Immer noch auf Platz 5 liegend, weil der Abstand zur Spitze nach den ersten beiden Tagen etwas groß war, heißt es für die letzte Etappe: Rennpferd oder was? Bist du ein Laufgut? Keine Ahnung wo ich den Begriff herhabe. Bisschen viel Flow gehabt? Ich bin jetzt halt ein Laufgut.

Erstmal 20 Kilometer durch die mosambik‘sche Walachei bis wir wieder am Indischen Ozean sind und dann zügige 27 Kilometer am idyllischen schnellen nassen Strand lang Richtung Ziel. Ich nehm das Ernst und lauf mit Marco und Julen gemeinsam bis zum letzten Checkpoint. Das Tempo war schon Knaller und am Ende und nach 200 Kilometern das Schnellste der Woche. Ich bin mir sicher, dass die ca. 15min die mir zum Viertplatzierten fehlen nun eingefahren sind und lasse Julen und Marco ein wenig ziehen. Ich genieße die letzten beiden Stunden für mich allein.

Wie Anfangs erwähnt: ein für mich ganz wichtiges Rennen geht zu Ende. Bekanntermaßen habe ich längere, härtere und dramatischere Läufe gehabt. Bei 56°C im Iran, die 520km Distanz in Australien, Thrombosebehandlungen bei drohender Embolie im Lazarett in Libyen. Hier war es anders. Nach 14 Jahren Laufen hatte sich bei mir nach dem Little Desert Runners Club und dem Rennen in Namibia im Mai das erste Mal eine schwere Sinnkrise zum Thema Laufen breit gemacht. Richtig schlimm. Es war nicht die Lungenentzündung und die damit gestorbenen Möglichkeit Marco im Rennen zu folgen. Es war viel tiefer. Wir haben viel zuhause darüber gesprochen, wo sonst das Thema Laufen eigentlich gar kein großes Gesprächsthema ist – IMG_7457_MOZ (2)wir machen es einfach. Ich hatte Sorge, dass nach den Jahren mein Laufen mir verloren geht. Ich kenne Läufer, denen genau das passiert ist. Keine Verletzung sondern einfach „müde“ des Laufens geworden.

Ich komme als Dritter an die Ziellinie am letzten Tag und viel wichtiger: ick hab wieder Spasssss am Laufen gefunden. Der Weg dahin war was lang und wir ersparen uns Details.

Am Morgen nach dem Rennen schnapp ich mir um kurz nach Vier die Schuhe und mache mich auf den Weg. Unser Ziel und unsere Hütten sind in der schönsten Bucht der Welt. Dort wird der feine Herr Fuchsgruber wohl sein nächstes Buch schreiben. Brauch nur noch nen Vorschuss vom Verlag.

Ich laufe los. In dieser Traumbucht in einen traumhaften Sonnenaufgang am Indischen Ozean. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust (grins) – wie immer Rosamunde Pilcher und Charles Bukowski. Rosamunde schreibt: „ Nachdem er sich und seine Liebe zum Laufen wiedergefunden hat, läuft er in den kraftvollen Sonnenuntergang, der ihm einen neuen „guten Tag“ zu wünschen scheint“ Charles Bukowski schreibt: „ Wie ?? schon wieder hell?“. Ich kann mich immer noch nicht entscheiden und das bleibt auch so.

Ich bin auf dem Rückweg. Der Flieger ist im Anflug auf Frankfurt – alles dunkel. Eine kleine Träne, aber keiner kann‘s sehen. Ich bin froh und ich bin gerne froh. Ich denke an unsere Tochter Mara – die größte Kämpferin von uns allen. Es ist November! Gedanken und Wünsche für alle…besonders die in Krisen. Krisen gehen vorbei! Hab es gerade erlebt. Cheers!

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weitere Infos und Ergebnisse unter: http://www.canal-aventure.com

Fotos: Vielen Dank an

©Dino Bonelli

©Canal Aventure / J. Lollier

Interview auf laufen.de zum Rennen Sahara Race 2017 in Namibia

„Wir haben gelebt, gelitten und geliebt“

Wüstenläufe musst du lieben – das sagt Rafael Fuchsgruber. Vor genau zehn Jahren hat er seine Liebe entdeckt. Seitdem zieht es ihn immer wieder zurück in die trockensten Gegenden der Erde. Namibia hat für ihn eine besondere Bedeutung – hier hat er vor vier Jahren das Ultra-Rennen „Desert Ultra Namibia“ über 250 Kilometer gewonnen. Auf dem Podium stand er schon oft. Zu seinem „Zehnjährigen“ als Wüstenläufer hat er vor einem Jahr den „Little Desert Runners“ Club ins Leben gerufen. 15 Läuferinnen und Läufer folgten ihm in die Wüste. Nach der Rückkehr aus Namibia haben wir mit Rafael Fuchsgruber über das Abenteuer Wüstenrennen gesprochen.

der LDRC nach 250km an der Finishline
der LDRC nach 250km an der Finishline

Zurück aus der Namib. Fast zehn Tage war der „Little Desert Runners Club“ in der Wüste unterwegs. Wie geht es dir?

Herrlich. Wir waren über eine Woche raus. Aus allem. Raus aus dem normalen Leben, raus aus allen Formen der modernen Kommunikation. Kein Netz – kein doppelter Boden – ein einziges Dauerfunkloch. Wir haben gelebt, gelitten, geliebt sind gelaufen und haben uns viel unterhalten. So wie früher – von Mensch zu Mensch. Ohne den chronischen Check-Blick aufs Smartphone. Mehr brauchst nicht.

Deine Rolle war diesmal eine andere als bei den vielen Wüstenläufen zuvor. Mehr Reiseleiter als Läufer. Dein eigenes Rennen hast du hinten angestellt, um deine Truppe optimal begleiten zu können. War dir nicht schon vor dem Rennen klar, dass die Konzentration aufs eigene Rennen nicht ausreicht, um vorne mitzumischen?

Das ist ja das Tolle: Wenn mir vorher schon alles klar wäre, hätte ich

Andrea Löw und Martina Hesseling
Andrea Löw und Martina Hesseling am Checkpoint

nicht diesen Mordsspaß. Der Little Desert Runners Club war über ein Jahr lang mein Baby. Ich wollte mein 10-jähriges Wüstenlaufjubiläum nicht einfach mit einem Lauf abfeiern, finishen und anschließend eine Medaille hochhalten. Mir war aber vorher nicht klar, wie ich mit meinem persönlichen Lauf umgehen würde. Vor dem Rennen war der Club sehr zeitintensiv. Die Kommunikation aufwendig – aber ich konnte es neben Arbeit, Familie und Laufen immer irgendwo reinpacken. Meist abends wenn Zeit war. Vor Ort war das schwieriger. Wenn Themen in der Wüste auftauchen, kann ich schlecht sagen: „ Ich kümmere mich heute Abend drum“. Die Themen sind meist sehr akut – Aufregung, Sorgen, Verletzungen oder Fragen zu Equipment-Problemen und Abläufen vor Ort. Mir wurde das auf den ersten zwanzig Kilometern im Rennen dann vollends klar. Einerseits versuchte ich nach vorne zu laufen. Auf der anderen Seite gingen die Gedanken immer nach hinten zu meinen Rookies. Fast alle waren das erste Mal auf einem 250 Kilometer langen Rennen in der Wüste. Ein Jahr haben wir uns auf dieses Rennen gemeinsam vorbereitet und nun wo es passiert, konnte ich schlecht kneifen und nur mein Rennen machen. Im tiefsten Kämmerlein hatte ich bis zum Start gehofft meinen Lauf machen zu können. Weil ich es einfach liebe! Aber ich beschloss nach 20 Kilometern das Rennen Rennen sein zu lassen. Das war jetzt kein großes Ding und bedarf auch keiner weiteren Erklärungen.

Nebenbei gab es auch noch ein Filmprojekt zu stemmen…

Steffen Neupert

Einer der Teilnehmer, Steffen Neupert, und ich haben neben unserer Lauferei für RTL zwei TV-Formate gefilmt. Steffen mehr als ich. Uns wurde schnell klar, dass wir uns da viel vorgenommen hatten. Zudem war es für Steffen der erste große Ultra als Läufer. Er war quasi auf Arbeit und hat nebenbei seinen ersten Wüstenlauf gefinisht.

Wie kam dir vor einem Jahr die Idee, diesen Club ins Leben zu rufen?

 

Bei meinen beiden Rennen in Sri Lanka und im Iran im vergangenen Jahr war mir bei einigen Läufern, die ich betreute, aufgefallen, mit welchem Elan und Enthusiasmus sie diese Rennen durchleben. Ich bin immer noch mit Herz und Seele dabei und eine Woche Laufen in der Wüste ist für mich weiterhin mein Highlight des Jahres. Es wäre aber vermessen, wenn ich sagen würde, dass meine Aufregung an der Startlinie noch die Gleiche ist wie in den Anfangstagen. Die Jungfräulichkeit ist dahin. Aber viele Wüsten-Rookies beim Jubiläum um mich zu haben, hielt ich für eine gute Idee.

Hältst du es auch nach dem Projekt mit 15 Läufern in der Wüste noch für eine gute Idee?

Absolut! Als ich via Facebook am ersten Tag kommuniziert hatte, dass ich mich um meine Leute kümmern möchte, anstatt um mein Rennen, schrieb mir meine Frau eine sehr liebe E-Mail in die Wüste. Unter anderem stand da: „Mir war das vorher klar. Du bist halt ein hochsolidarischer Hund“. Der Vergleich stimmt insofern, weil ich manchmal auch eine Riesenschnauze habe (lacht). Um es im richtigen Licht zu sehen: Die 15 Leute wären auch ohne mich klargekommen und hätten das Rennen bravourös heimgebracht. Aber ich hatte den Club explizit für Wüstenlaufanfänger ins Leben gerufen. Und ich habe ein Jahr lang eine große Verantwortung gespürt, für alle Beteiligten aus diesem Projekt das Beste rauszuholen.

Das heißt, der „Little Desert Runners Club“ geht in die nächste Runde?

Vor dem Rennen hatte ich schon mit mir ausgemacht, dass ich erstmal alles sacken lassen will. Es spielen sehr viele Emotionen rein. Es war mein Jubiläum und irgendwie auch ein Schritt in eine Richtung. Mir wurde sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Das ehrt mich und ist nicht einfach so daher gesagt. Wir haben für unseren wilden kleinen

Danke an unseren Sponsor Yeti
Danke an unserem Sponsor Yeti

Club auch Unterstützung von Sponsoren erhalten. Keine Selbstverständlichkeit bei einer Premiere. Auf der Ziellinie lagen wir uns alle in den Armen und haben zusammen gelacht und geheult. Die Stimmung schrie nach einer Fortführung. Ein Bild das mit ein Grund ist für mich weiterzumachen:  Martina Hesseling im

Andrea Löw glücklich im Ziel
Andrea Löw glücklich im Ziel

Ziel zu sehen, wie sie auf einer Düne sitzend zwanzig Minuten ganz alleine und vollkommen glücklich vor sich hinheulte. Parallel und mit Martina synchron heulend Andrea Löw in meinen Armen. Mehr geht nicht! Ja, es wird weitergehen mit dem Club und alle Neuen und jetzigen „Clubber“ sind eingeladen. Der neue Plan: Ende Juli 2018 in die Mongolei zum Gobi March, wieder über 250 km in sechs Etappen. Das sind 14 Monate – eine gute Zeit für die Vorbereitung eines großen Abenteuers.

Mit Rafael Fuchsgruber als Top-Wüstenläufer oder als Coach und Mentor?

Von den Dreien gibt es ja keinen so richtig. Aber in der Mongolei werden die Clubmitglieder wieder im Vordergrund stehen. Obwohl… den Blick auf den erneuten Sieg in der Altersklasse wie in Namibia werde ich wie immer riskieren. Ansonsten geht Mentor, Coach – es kann mich jeder nennen wir er will. Reiseleiter… war auch dabei. Das passt und erinnert mich an meine früheren Zeiten als Manager von diversen Bands. Ich kam auf den Tourneen immer in die Halle und fand den Satz: „ Ich bin der Manager“ so doof und habe mich dann als Reiseleiter vorgestellt.

Sportlich war dein Projekt ein Volltreffer.

Kirsten Althoff Gewinnerin des Sahara Race 2017
Kirsten Althoff im Ziel

Du selbst bist noch auf Platz 5 eingelaufen, vier Frauen aus dem Team unter den Top Ten und mit Kirsten Althoff hat sogar eine Club-Läuferin gewonnen. 14 von 15 Starter im Ziel. Du hast die Truppe gut vorbereitet!

Die Gruppe war sau gut und das hat viele Gründe. Bei einigen war ich recht dicht dabei, auch in der Vorbereitung. Bei anderen weniger. Aber am Ende musste jeder seinen persönlichen Weg in der Namib finden. Aber sehen wir es doch mal andersrum: Dörte Schreinert – sie ist auf der langen Etappe freiwillig raus – hat den Rest des Rennens uns und auch an den Checkpoints allen anderen Läufern geholfen. Bester Laune und Stimmung stellte sie uns ihr gesundheitliches Wissen zur Verfügung. Und davon hat sie viel. Ich zieh da gewaltig meinen Hut. Aussteigen und weiterhin für gute Laune im Team sorgen, ist eine besondere Leistung. Klar gibt es auch die sportliche Leistung. Gerade Dörtes Geschichte ist aber ein wunderbares Zeichen für den Zusammenhalt in diesem Club der Irren. Aber klar freue ich mich auch über Kirsten Althoff als Siegerin bei den Frauen, Martina Hesseling als Vierte und AK50-Gewinnerin, Andrea Löw als Sechste und Antje Wensel auf Platz 9. Bei den Frauen haben wir ordentlich abgeräumt. Bei den Männern hat es diesmal nur der alte Wüstenfuchsgruber in die Top Ten geschafft, aber fünf Mann zwischen Platz 10 und 20.

Die besondere Herausforderung war die Königsetappe…

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…die lange Etappe über 81 Kilometer war der Horror in Reinkultur – so dermaßen schön! Wir liefen 40 lange Kilometer gegen 45 Grad warmen Wind an, der uns mit konstant 50 km/h von vorne entgegenblies. Mit konstant meine ich konstant – du konntest dich fast anlehnen. Auf dieser Etappe sind 15 von 95 Läufern ausgestiegen. Einige wirklich wüstenerfahrene Jungs gingen hier „baden“. Erst nach Checkpoint 3 machten wir einen 90-Grad Abzweig und man konnte wieder durchgehend laufen. Kirsten und ich sind am letzten Checkpoint sogar auf den Drittplatzierten aufgelaufen. Das hatten wir schon gut gemacht an dem Tag.

Du hast immer einen aus dem Club begleitet?

Schon ab der ersten Etappe nahm ich mir jeweils unseren ersten vorne laufenden Clubber vor, um ihn zu begleiten. Das waren Steffen Neupert, Sascha Zipp und dann drei Tage hintereinander Kirsten Althoff, die von Etappe zu Etappe immer stärker wurde. Wenn ich Zeit hatte und die Crew ein Auto frei hatte, bin ich ab und an nach dem Zieleinlauf nochmal raus in die Wüste und habe Läufer aus dem hinteren Teilnehmerfeld ins Ziel begleitet.
So eine Woche ist ganz sicher in vielerlei Hinsicht extrem. Ist schon alles verarbeitet?

HEIß! Sascha Zipp
HEIß! Sascha Zipp

Nö! Überhaupt nicht. Aber es wird besser. Ich hatte am Ende gesundheitliche Probleme und zuhause angekommen hat mich eine Gürtelrose flachgelegt. Die Belastung war insgesamt hoch. Möchte trotzdem keine Minute missen.

Was hat dich persönlich am meisten begeistert?

Meine Leute! Lassen wir mal weg, welche nicht geringen Erwartungen ich an den Club hatte. Lassen wir mal weg, dass das nicht meine Leute sind, sondern ich nur als der Älteste. Blenden wir auch mal kurz aus, was die Clubber selbst am meisten begeisterte. Entscheidend war, dass der Club eine wunderbar lange und gute „Keimzeit“ hatte. Der LDRC hatte ein Jahr Zeit zu wachsen und vor Ort ging es dann in wenigen Tagen und Riesenschritten zu einem außerordentlichen Finale. Ich meine nicht den sportlichen Teil – ich meine den smarten Teil, den Spirit. Wenn irgendwie möglich stand abends jeder von uns an der Ziellinie, wenn unsere Letzten reinkamen. Der Club erhielt für seinen Spirit Bewunderung und Anerkennung von der namibischen Crew, auch von den

Camp at night
Camp at night

Medienvertretern und vor allem von Läufern aus den anderen 39 Ländern. Und das passiert jetzt noch. Der Drittplatzierte des Rennens Jovica Spajic aus Serbien schrieb mir vorgestern, dass er Mitglied in unserem Club werden möchte. Wir sind eine frei umherlaufende Gruppe von Wahnsinnigen aus Österreich, Schweiz, Luxemburg und Deutschland. Dieser Spirit trägt nach Außen und treibt aber auch jeden einzelnen von uns an. Gerade wenn es mal hart kommt. Und es kommt in so einem Rennen garantiert hart. Wenn man Glück hat, ist dann jemand da, der dich wieder ins Rennen quatscht und ich meine diesen Satz ganz liebevoll. Auch wenn du vielleicht nur weitermachst, weil du dich nicht mehr wehren magst. Der Erfolg gibt uns in jedem Fall Recht. Eine Krise ist eine temporäre Erscheinung. Da tut Support gut. Das ist die Hauptaufgabe des Clubs.

Was kann man noch besser machen?

Ich kann noch besser werden. Viel besser. Bei so vielen Menschen gibt es auch Unstimmigkeiten. Das trifft mich, da mein Harmoniebedürfnis sehr stark ausgeprägt ist. Disharmonie in der Wüste geht gar nicht – da sie für mich der Inbegriff und der Ort der Ruhe ist. Den Umgang mit dem Thema kann ich noch verbessern. Was mich aber viel mehr aufregt, ist Unsportlichkeit. Fakt ist, dass einer unserer Läufer wissentlich abgekürzt und dabei Läufer überholt hat. Dass dies mehrfach geschah, habe ich erst nach dem Rennen erfahren, weil ich von Dritten darauf angesprochen wurde. Ich bin nicht persönlich sauer oder enttäuscht. Ist mir aber höchstpeinlich für den Club, der in so einem positiven Licht gesehen wird. Da muss ich mich selber kritisieren – das hätte ich als „Teamchef“ ansprechen müssen. Allerdings hätte ich auch nie gedacht, dass ich mich im Rahmen eines Wüstenrennens einmal um was kümmern muss.

Und was hat Rafael Fuchsgruber vor? Gibt es Pläne für ein ambitioniertes Rennen ohne Reiseleitung?

Aber Hallo. Da kommt sicherlich noch was dieses Jahr. Chile und Mosambik sind mögliche Optionen. Auf der letzten kurzen Etappe in Namibia hatte ich es mir gegönnt, ganz allein zu laufen. Das fehlte mir schon ein wenig. Die drei Tage mit Kirsten auf der Strecke waren sensationell. Ich bin noch nie 160 Kilometer mit einem Laufpartner an der Seite durch die Wüste gezogen. Was sie sportlich abgeliefert hat in ihrem ersten Rennen – Wahnsinn. Mindestens genauso bin ich beeindruckt von so viel Neugier Fragen zu stellen und danach auch wirklich zuzuhören. Besonders geehrt fühlte ich mich, als der Interviewer vom japanische Fernsehen in Namibia abschließend zu mir meinte: „ Und nochmal ganz herzliche Grüße und Glückwünsche zum Gewinn des Rennens an ihre Tochter“.

Wer sich heute für ein Wüstenrennen interessiert: Was muss man können und wie lange muss man planen, um so ein Rennen zu schaffen?

Eigentlich ganz einfach: Man muss das wollen! Allerbestes Beispiel: Antje Wensel aus

Antje Wensel
Antje Wensel

Dresden. Sie hat mich vor zwei Jahren angeschrieben und wir haben uns getroffen. Antje leidet unter einem Lipödem, einer vererbten Fettverteilungsstörung. Dabei lagert sich vermehrt Unterhautfettgewebe im Oberschenkel-, Gesäß- und Hüftbereich an. Das typische Erscheinungsbild ist ein eher schlanker Oberkörper mit einem im Vergleich zu voluminösen Unterkörper. Sie hat also nicht die klassische Läuferfigur und ist mit einer Marathonzeit von 5:16 h im hinteren Feld der üblichen Läufe zu finden. Als wir uns trafen, gefiel mir, mit welcher Klarheit sie dieses Rennen, sich selbst mit ihrer Erkrankung und die vorliegenden Aufgaben sah. Sie wollte unbedingt. Aber sie wollte auch die dafür notwendigen Themen angehen. Das war’s! Sie hat es genau in dieser Klarheit Stück für Stück abgearbeitet und ist sensationell in die Top 10 der Frauen gelaufen und marschiert. Und Antje kann marschieren – meine Herren! Ich hab versucht in der Namib dranzubleiben. Völlig Chancenlos. Sie ist eine der Sensationen in diesem Club. Ich wusste, dass sie es schaffen wird. Aber auch mich hat sie mit diesem Ergebnis auf eine Art und Weise abgeholt, wie ich es nicht erwartet hätte. Zeigt uns allen aber auch, was erreichbar ist, wenn man einen Plan hat und sich drum kümmert. Und wer bessere Voraussetzungen mitbringt als Antje muss sich trotzdem kümmern. Ein paar Jahre Lauferfahrung sind gut, um das Rennen genießen zu können. Die Cut Off Times sind bei diesen Veranstaltungen so gelegt, dass ein Läufer oder Marschierer mit 4 km/h die Zeiten halten kann und im Rennen bleiben kann. Das allerdings sechs Tage lang von morgens bis abends. Im Grunde ist erstmal die Richtung beim Start wichtig. Danach kommt erst das Tempo. Die Gewinner machen die 250 km in 23 Stunden und die hinteren Teilnehmer haben dafür mit 70 Stunden deutlich mehr vom Rennen. Wer jetzt anfängt zu denken – gut so! Der Little Desert Runners Club startet am 29. Juli 2018 in der Mongolei beim Gobi March. Vierzehn Monate Vorbereitungszeit sind ideal!

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Fotos © 4deserts

https://www.laufen.de/250-kilometer-durch-die-wueste  – das Interview führte Norbert Hensen

das neue Buch PASSION LAUFEN ab 17.7. im Handel

Auszug der Gästeliste: Kilian Jornet, Marco Olmo, Jan Fitschen uvm im Gespräch mit Ralf Kerkeling und mir. Sie erzählen uns ihre Sicht zum Leben und Laufen, ihre Tipps, ihre größten Geschichten. Die Namen weiterer toller Gäste demnächst hier.
Wir haben die Profis aus #Ernährung, Training, #Sportpsychologie, Medizin, die mit uns ihr Wissen für ein aktuell umfassendes Laufbuch im Bereich Trail und Ultra teilen. Dazu meine kleine Sicht dieser Dinge und Laufberichte aus dem #Outback Australiens oder die Geschichte des Little Desert Runners Club in der Wüste Namib.

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Den Club findet ihr auf Facebook unter Little Desert Runners Club: www.facebook.com/groups/1689164718015922/?fref=ts

Mehr Infos zum Gobi March 2018:

www.4deserts.com

 

Little Desert Runners Club

My Little Desert Runners Club for Namibia Mai 2017 – opening party today.

english version 146251914320160501Stage531058below.

Ich versuch es kurz zu machen. In einem Anfall von guter Laune hatte ich in einer TV Sendung Anfang der Woche meine Idee öffentlich gemacht und angefragt, ob jemand Lust hat nächstes Jahr mit auf einen großen Wüstenlauf zu kommen. Ich werde mein 10jähriges Wüstenultralaufjubiläum feiern. Danach explodierte mein fb Postfach. Ich kam abends vom Yogern nach Hause und normalerweise gehe ich nach Yoga direkt ins Bett. Diesmal habe ich über 2h lang Mails beantwortet. Vollkommen unverhofft und Hurra! Diese Woche habe ich mich dann mal drum gekümmert. Mit relevanten Partnern bundesweit über Promokooperationen gesprochen. Es wird einiges passieren. In HH noch eine der drei großen TV Talkshows genutzt (über die ich noch nicht sprechen darf – Ausstrahlung Juli) und mit Philipp Jordan ein Podcast für Fatboysrun gemacht. Bei einem anderen Podcast mit Philipp war diese Idee vor einem halben Jahr entstanden. Er wird mitlaufen und der Podcast wird unseren Desert Runners Club bis zur Finishline begleiten.

ABER was alle mehr interessiert: Was‘ los? Hier mein ganz persönlicher Aufruf an alle: Wer hat Lust mich vom 30.4 – 6.5.2017 in Namibia zu begleiten? Wir laufen 250km in einer der schönsten Wüsten dieser Welt – der Namib Desert. Wir laufen pro Tag knapp 40km plus eine lange Etappe 70/80km – dafür haben wir aber zwei Tage Zeit. Wir leben im Camp in Zelten. Morgens um 8.00 Uhr ist Start und bis ca 18.00 müssen alle im Ziel sein. Das heißt ihr habt bis zu 10h Zeit die Strecke von ca 40km zu meistern. Wir laufen in Selbstversorgung. Checkpoints gibt jeweils nach 10km. Dort gibt es frisches Wasser und einen Doc, falls benötigt. Die Temperaturen waren in diesem Jahr an den ersten Tagen recht übersichtlich mit ca 25°. Danach wurde es heißer. Ziel ist das Camp, das morgens während unserem Lauf abgebaut wird und am Ziel wieder aufgebaut ist. Mitmachen kann jeder im Alter von 21 – 70 Jahren. Einzelfälle, die davon abweichen, können besprochen werden. Voraussetzung ist Gesundheit und Lauferfahrung. Wobei ich in den letzten 10 Jahren genügend Teilnehmer habe finishen sehen, die vorher noch keinen Marathon gelaufen sind – aber regelmäßig trainiert haben.

lcP1Hl6Der „Little Desert Runners Club“ ist ein loser Zusammenschluss von Läufern, deren unabänderlicher Wille sie zu diesem Wahnsinn treibt. Ich bin keine Agentur, ich bin kein Reisebüro und schon garnicht der Veranstalter des Rennens. Ich bin 10 Jahre Wüsten gelaufen und nun ist der richtige Zeitpunkt etwas zu ändern. Viele haben mich über die Jahre angesprochen, dass sie die Wüstenläufe aufregend finden und gerne starten würden – aber sich nicht trauen. Das kenne ich gut – genau so ging es mir 2006 als ich das erste Mal Fotos von einem Lauf sah. Also machen wir was draus – gemeinsam. Ich habe gerade die fb Gruppe „Little Desert Runners Club“ gegründet. Dort werden wir über alle Themen dieses Wüstenlaufes kommunizieren. Ich stell‘ all mein Wissen zur Verfügung über Training, Equipment, Ernährung, Gesundheit/Trinken in der Wüste/Blasen an den Füßen oder Gamaschen gegen den Sand. Ich kann aber bestimmte Dinge nicht leisten… wie Trainingspläne schreiben oder mehr. Ich werde selber in Namibia laufen. Ob sich Teams finden werden, sehen wir. Jeder kann solo laufen. Teams müssen bei dem Rennen gemeinsam als Gruppe starten, laufen, ankommen. Das Rennen wird von www.4deserts.com organisiert. Heißt Sahara Race 😉 in Namibia, da es im Moment in Nordafrika aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden kann. Namibia ist sicher: kein Terror, kein Gelbfieber… kein Stress. Neben ein wenig Erfahrung und großer Lust und Willen bedarf es einiger Notwendigkeiten: Ihr braucht vor dem Start die schriftl. Bestätigung eines Arztes, dass ihr gesund seid. Bitte beachtet die Regularien auf der Seite bei 4deserts. Ich bin oft mit ihnen gestartet und wie einige auch wissen, bin ich der Repräsentant für den deutschsprachigen Raum für 4deserts. Es ist lt. TIME Magazin die erfolgreichste 146251849420160501Stage530912Wüstenlaufserie der Welt mit 5 Rennen pro Jahr in versch. Wüsten der Welt. Schaut euch bitte auch die Kosten genau an. Wie z.b. auch beim Marathon des Sables sind bei 4deserts relativ hohe Startgebühren fällig. Sicherheit, Logistik, ärztliche Versorgung in der Wüste sind sehr aufwendig – Personal nicht vorhanden und muss eingeflogen werden. Die Startgebühr beträgt 3.290,- € ( Umrechnung Stand heute bei US $ 3.700,- Startgeld). Hotel vorher/nachher und alles andere ist darin enthalten. Der Flug ist on top. Frankfurt – Windhuk gibt es mit einem Stop over ab € 530,-.

So! liebe Leute …genau so war es bei mir in 2006 als ich beschlossen hatte den Marathon des Sables 2007 zu starten. Vor lauter Schreck über meinen mutigen Entschluss bin ich eine Woche später den Röntgenlauf als ersten Ultra meines Lebens gelaufen. Nach all den Infos – wer jetzt immer noch dabei ist, meldet sich und kommt rüber in die Gruppe. Vieles ist noch nicht ganz fertig konzipiert, was auch schön so ist, aber ich hab jetzt schon mächtig viel Spaß an dem kleinen Club. Ich freu‘ mich …und ich freu’mich gern.

 

engl version…that‘s too long to translate…At the beginning of the week I announced at a TV show, that I will build up a team for Namibia May 2017. This race will be my next one and my 10 years anniversary in ultra-distance races in the desert. We are joining the Sahara Race of the 4desert series www.4desert.com . Meanwhile the response in Germany is so terrific that I established the „little desert runners club“ to get all the runners together in one group – can be found in fb under “little desert runners club”. Most of the members will be German speaking runners from Germany, Austria and Switzerland but everybody is welcomed. If you are interested in the group join us or write me an email. To get more information about the 4desert races visit the website www.4deserts.com or contact the local representative of the agency in your country.

Tausend und eine Nacht und noch mehr Freundschaft

Hier schon mal vorab ein Kurzbericht über das Rennen im Iran, ein ausführlicher Bericht wird folgen.

Schon mal 180 Kilometer bei 55° gelaufen? Ich bin auf dem Weg zurück vom ISRU Race. Fakten: Iranian Silk Road Ultramarathon im Iran entlang der historischen persischen Seidenstraße. Strecke: 180 oder 250 Kilometer in 5 Etappen in der Lut Wüste. Wir haben IMG_5074 (2)vorsommerliche 55° in der Luft und 65° am Boden, auf dem wir schlafen. Gummibärchen schmelzen, Kameras und Fotoapparate schalten sich ab, meine Einlegesohlen lösen sich in ihre einzelnen Bestandteile auf. Ich mich auch. So in etwa war es geplant. Das Rennen am heißesten Ort der Erde – Weltrekordtemperatur letztes Jahr 70,7°. Wir trinken zwölf Liter Wasser am Tag…oder mehr. Tee kann ohne Kocher zubereitet werden. Teebeutel einfach rein ins Wasser – fertig. Alles heiß. Ab und an gibt es kaltes Wasser aus einem Kühlwagen, der irgendwo außerhalb der Wüste auf einer Straße steht. Kommt eine Ladung mit einem Geländewagen an spricht sich das in Sekunden rum und alle rennen los zum Hospitalzelt: Wasserausgabe! Kalt! Das Rennen ist eine Erstausgabe. Vom Veranstalter perfekt organisiert und die freundlichste Local-Crew, die man sich vorstellen kann. Es hat alle Voraussetzungen ein Klassiker in dieser Szene zu werden. Ich hasse Rankings aber schon jetzt eins der härtesten Rennen in dieser Welt. Mohamad Ahansal, der mit seinem Bruder Lahcen der beste Wüstenläufer aller Zeiten ist, startet die 250 Kilometer Variante. Ich die „kurze“ mit 180 Kilometern, da mein Knie seit dem Rennen in Sri Lanka vor acht Wochen nicht heile wurde und ich auch nicht wirklich trainieren konnte.

5I3H0526Mohamad und ich kennen uns seit genau zehn Jahren. Ich bin meinen ersten Wüstenlauf in seiner Heimat Zagora/Marokko gestartet. Er war mit seinem Bruder Veranstalter des Rennens. Wir trafen uns immer wieder seit dem – zuletzt im Dezember hier bei mir. Das Rennen ist hart und wenn Mohamad als Sohn der Wüste den iranischen Medien berichtet, dass die Hitze enorme Probleme bereitet, dann will ich gar nicht erst davon anfangen. Mohamad gewinnt natürlich die 250 Kilometer Variante und ich etwas unerwartet die 180 Kilometer Version. Den einmaligen Versuch dem Chef in der Wüste zu folgen, musste ich allerdings nach 20 Minuten abbrechen, sonst wäre der Tag für mich vorbei gewesen. Andere Liga des Laufens oder besser gleich: anderes Universum.

IMG_5243 (2)Er kommt gerade aus seinem Trainingslager in Marokko, wo er interessierte Läufer für die Wüste trainiert. Eine hervorragende Idee, wenn man sich dem Thema Wüstenlauf nähern will. Infos unter www.ahansal.com. Ich treffe einige Läufer aus dem Libanon hier im Iran. Irgendwie hat es die Runde gemacht, dass ich im November den Beirut Marathon laufen werde. Imad und Moustafa lerne ich kennen und die Einladungen stehen: My house is your house! Wahrscheinlich werde ich mit leckerem orientalischen Essen bis oben abgefüllt an einem Sonntagmorgen im November an der Startlinie in Beirut stehen. Gastfreundschaft geht vor guter Marathonzeit . Selbstverständlich! Hier und an allen Orten dieser Welt gilt: Laufen ist mehr als…Laufen!

Der ISRU ist die erste Sportveranstaltung seit 38 Jahren im Iran bei der Frauen und Männer gemeinsam starten. Wir lernen gleich zu Anfang Mahsa Torabi aus Teheran kennen. Sie ist zwei Wochen vor diesem Lauf den ersten internationalen Marathon in Shiraz gelaufen. Das erste Mal, dass im Iran eine Frau startete – wenn auch drei Stunden vor den Männern. Sie läuft für „ Free to run“ eine Initiative von Stephanie Case. Sie arbeitet bei der UN und unterstützt Frauen in Ländern wie Afghanistan oder Iran, in ihren Ländern zu laufen. Bisher ist dies in der Öffentlichkeit fast nicht möglich. Bei ihr und ihrem Freund Ali verbringen mein Kameramann Steffen Neupert und ich den letzten Tag. Wir essen, trinken Tee und ruhen uns aus: Mein Haus ist dein Haus. Gastfreundschaft wie in Tausend und einer Nacht. Ich danke den beiden und vielen anderen Iranern für unglaubliche Freundlichkeit.

Ende: Landeanflug Frankfurt.

Abwesenheitsnotiz: Der „feine“ Herr Fuchsgruber ist im Moment nicht zu erreichen. Er befindet sich, wie in der Lut Wüste bereits angekündigt, für drei Tage in seinem Kühlschrank. Versuche ihn zu erreichen sind fehlgeschlagen. Er hält die Tür von innen zu und lässt niemanden rein.

 

Sri Lanka Race 2016

Über 250km aus den Bergen durch den Dschungel, Reis- und Zuckerrohrplantagen bis zum Indischen Ozean.

Das bisher schwerste Rennen – ein Satz mit dem viele Berichte anfangen. Auch einige meiner Reportagen in den Laufmagazinen fingen damit an. Hier war es so – aus sehr traurigem Anlass. Eine Woche vor Abflug nach Sri Lanka hatten wir einen Termin im Genetischen Institut in Bonn wegen unserer Tochter Mara. Wir sind seit längerem auf der intensiven Suche nach dem Grund ihrer Entwicklungsverzögerung. Sie ist aus diesem Hintergrund bereits seit zwei Jahren in therapeutischen Maßnahmen. Die Ursache konnte erst nach wiederholtem und tiefergehendem Gentest gefunden werden. Mara hat einen Gendefekt, der sich gravierend auf ihre weiteren Entwicklungsmöglichkeiten auswirkt.

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2016 4Deserts Sri Lanka. High res website images. Photo: Myke Hermsmeyer / @mykehphoto / mykejh.com

Es war ganz bitter und mir am Anfang fast unmöglich darüber zu sprechen, da ich nie bis zum zweiten Satz kam – vor lauter Heulerei. Wäre auch seltsam wenn nicht. An Laufen und an einen Wettkampf war nicht zu denken. Ich wollte Sri Lanka absagen. Nach ein paar Tagen waren Ute und ich erst in der Lage in Ruhe zu reden. Bei dem Versuch sich dem Thema zu nähern, kamen wir stückweise zum Kern der Frage: wie gehen wir die nächsten Schritte für die Zukunft der Kleinen an und welche Haltung können wir dazu einnehmen? Hier stellte sich auch die Frage: Haltung – ab wann nimmt man eine Haltung ein? Um die Zukunft von Mara kümmern wir uns immer und seit langer Zeit therapeutisch intensiv.
Mara ist ja die Gleiche. Der Termin in Bonn brachte nur die Ursache hervor und veränderte das Thema Hoffnung bei uns. Die Haltung war auch klar: Aufstehen, die Krone der kleinen Prinzessin zurechtrücken, unsere auch und gemeinsam weitergehen. Haltung ab wann: sofort! Es braucht ganz wichtig die Zeit der Trauer und Tränen, aber es braucht auch eine Einstellung zu dem Unglück. Die wollen wir direkt beziehen. Nicht für andere. Nein, nur für unsere süße kleine Familie.
Somit tagt der Familienrat und verkündet: Vattern startet in Sri Lanka. Ich habe aber auch direkt gesagt: es kann passieren, dass ich während der Tage vor dem Rennen in Colombo den nächsten Flieger zurück nachhause nehme. Nicht,dass mich hier jemand dringend braucht…aber vielleicht brauche ich Mara! Ich blieb und stand pünktlich an der Startlinie.
Die 4desert Serie von RacingThePlanetist einer meiner absoluten Favoriten. Alles ist perfekt organisiert und wir kennen uns schon lange – ein wenig wie Familientreffen. Es gibt jedes Jahr vier Rennen in verschiedenen Wüsten z.b. Sahara, Gobi, Atacama oder Antarktis als Eiswüste. Dazu jeweils ein Roving Race d.h. ein wechselndes Rennen, das jeweils in einem Land stattfindet, in dem die 4deserts noch nie waren. Dieses Jahr die Insel Sri Lanka, 50km östlich vom Südzipfel Indiens.

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Tochter und Vater finishen gemeinsam: Jade und Paul Borlinha/Kanada 2016 4Deserts Sri Lanka. High res website images. Photo: Myke Hermsmeyer / @mykehphoto / mykejh.com

Es kommen 80 Läufer zu diesem 250km langen Lauf in 6 Etappen. Start ist auf 2000m Höhe in den Zentralbergen der Insel. Von dort führt der Kurs die ersten beiden Tage durch den Dschungel. Querbeet, teilweise auf allen Vieren. Vom „Course Making Team“ freigeschlagene Trampelpfade oder auch keine. Viel Wasser, Flussquerungen und Morast, die die Füße und Klamotten für den Rest der Woche nicht mehr wirklich trocknen lassen werden. Das campeigene Lazarett ist voll mit Fußkranken, da sich durch die Feuchtigkeit die Haut auflöst und Entzündungen kommen.
Es geht die ersten beiden Tage massiv bergab – Etappe 2 mit 2.200 Höhenmetern bergab und 1000 HM bergauf (Erholung!). Das Ganze auf 40 km Laufstrecke. Für mein ramponiertes und bereits repariertes Flachlandknieleider zuviel. Es streikt und ich muss es langsam angehen lassen. Platz 8 auf den ersten beiden Etappen und Entzündung im Knie. Diesen Fall hatten mein Doc Frank Schmähling und Physio Christian Bils bereits im Vorfeld skizziert und wir hatten einen Plan. Ich hatte meine Blackroll und ein Flossing Band mit. Die Blackroll musste ich immer suchen gehen, da es das meist verliehene Tool auf einem Ultra Race ever war. Die dazugehörigen Übungen und auch Instruktionen sowie Medikamente hatte ich im Kopf oder im Rucksack.
Klar bin ich der Läufer und mein Name und mein Gesicht stehen da, wenn es gut läuft und auch wenn es in die Hose geht. Ich kann es aber nur immer wieder sagen: Du bist und bleibst als Sportler verloren ohne ein gutes Team. Dies gilt für Frank und Chris, aber auch für meine Sponsoren, meine Familie, meinen Freund Jochen oder Vanessa und Natascha im Büro. Großer Dank gehört euch allen.
Am Tag 3 wurde es flach und endlich heiß. Sehr heiß und noch viel schwüler. Hier kam meine Zeit. Ich kann bei schwül auch nicht besser laufen. Aber mir ist es wurschddd. Ich denke nicht drüber nach sondern zieh meinen Stiefel durch. Kein besonderes Talent, sondern Erfahrung aus fast 3000 Wettkampfkilometern in Wüste und Dschungel. Im Vorhinein war es klar, dass ich in den Bergen nichts reißen kann und aufgrund des entzündeten Knies hatte ich nun auch eine Top 10 Platzierung als ausreichendes Ziel für mich formuliert. Allerdings mag ich es nicht, wenn ein Thema nicht „zuende diskutiert ist“. Ich kann’s nicht leiden. Ab Etappe 3 stellte sich die Frage, wozu es bei den Ergebnissen noch reichen kann, wenn ich angreife. Um mir zuhause die blöden Diskussionen mit mir selber zu sparen: „Vielleicht hätte es noch für Platz X gereicht, wenn du angegriffen hättest“ greife ich an. Alles andere ist Humbuk. Es ist nicht so ganz einfach mit dem entzündeten Knie. Ich kann nicht mehr stehenbleiben. Das macht es an den Checkpoints etwas schwierig mit dem Wassernachfüllen. Wenn ich stehenbleibe, hakt sich das Knie fest und ich muss erst mal über einen Kilometer humpelnd gehen, bevor ich dann humpelnd weiterlaufen kann. Der interessante Nebeneffekt ist, dass man über ein Stehenbleiben oder Gehen beim Rennen gar nichtmehr nachdenken muss.

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2016 4Deserts Sri Lanka. High res website images. Photo: Myke Hermsmeyer / @mykehphoto / mykejh.com

Das Rennen ist dann quasi vorbei. Vielleicht das Geheimnis meines Erfolges in Sri Lanka und eine neue Strategie. Es gibt viele Tiere zu sehen und man ist diesen auch manchmal näher, als einem lieb ist: betrifft vor allem die Schlange bei der die Sri Lankesen neben mir, wie versteinert mit hypnotischem Blick Richtung Reptil stehenblieben. Auch schöne, aber diebische Affen, Elefanten, Krokodile bei der kleinen Waschung im See (ich meine: meine), Warane in zwei Meter Länge oder Wasserbüffel begleiten meinen Weg. Es gibt viele Geschichten zu diesem Rennen zu erzählen. Wer mehr lesen will, kann dies in der Juniausgabe des Trailmagazines tun. Dank an Denis Wischniewski für die Zusammenarbeit zu diesem Rennen. Die Entscheidung zur Attacke hat sich am Ende gelohnt. Von Platz 8 in den ersten beiden Tagen kann ich mich bis zum Ziel am Indischen Ozean auf Platz 3 der Gesamtwertung vorarbeiten. Das ist für mich überraschend, da die Wüste mir deutlich mehr liegt als der Dschungel. Die Altersklasse gewinne ich. Für mich eh das Kriterium. Die beiden Gewinner in Sri Lanka sind erfahrene, schnelle Läufer mit diversen Podestplatzierungen bei großen Rennen, die mal gerade 25 Jahre jünger sind. Als ich diese Tage den Ergebniseintrag in der Statistik der Deutschen Ultramarathonvereinigung ( http://www.D-U-V.org) sehe, fällt mir das erste Mal in aller Konsequenz meine Altersklassenstatistik auf. Bisher war mir klar, daß ich allen wichtigen Rennen seit 2010 in den Top 4 gefinisht habe. Wenn man sich die Altersklasse anschaut, bin ich seit 2010 bei 10 großen internationalen Ultraläufen gestartet und habe acht Mal die AK gewonnen und zwei Mal Platz 2 nach Hause gebracht. Das ist ziemlich ok! Und jetzt ist auch wieder genug davon.
Mara ist meine ganz große Liebe und ich habe beim Rennen natürlich oft an sie gedacht. Vor allem in den vielen Stunden vor und nach dem Laufen. Zum Thema Haltung…egal ob im Leben, im Sport oder beim Thema Zukunft: ist was Grundsätzliches. Ich hab sie gefunden. Wir haben sie gefunden.

Mehr Infos unter http://www.4deserts.com


Fotos © http://www.4deserts.com/ Myke Hermsmeyer

Coming soon

Heimspiel, Heimspiel!

Poster Buchhandlung
In Kooperation mit der Buchhandlung am Markt und der Stadtbibliothek Hennef wird der nächste Vortrag in der Meys Fabrik in Hennef stattfinden. Karten für den 13. Januar gibt es bereits in der Buchhandlung für 10€ zu kaufen. Vielleicht auch ein nettes Weihnachtsgeschenk für Lauf- und Reisebegeisterte.
Ich werde über meine Läufe durch die Wüsten berichten, aber auch zu Trainings- oder Equipmentfragen Stellung beziehen. Es geht um Erfolg und Misserfolg oder Liebe und Krisen. Die Filme aus der Sahara oder dem australischen Outback werden wir für diesen Vortrag bearbeiten und auch neue Fotos und somit neue Geschichten in den Abend integrieren.

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Vortrag in der Meys Fabrik, Hennef (Sieg)

Vom Verdacht des Herzinfarktes mit Anfang 40 bis zum Gewinn des Ultra Desert Rennens in Namibia liegen zehn Jahre, in denen viel passiert ist. Überhaupt ist immer viel passiert…mein erster Job in Köln als Aktmodell, meine Jahre als DJ, letzte Woche haben wir das einzige Konzert der Band Coldplay dieses Jahr in Deutschland bei den Telekom Street Gigs durchgeführt. Es wird kein Jahresrückblick – keine Sorge – der Blick geht nach vorne zu den nächsten Rennen in Sri Lanka und Iran oder Namibia. Zurück schaue ich nur, wenn die Aussicht lohnt…könnte in diesem Fall lohnend sein.

Meine Premiere in Hennef am 13.01.2016, ick freu mir!

good news

Gute Nachrichten: ich habe einen neuen Rechner und interessanterweise finde ich auf dem im Moment viele alte neue Sachen. Bestes Beispiel der kleine Videoschnipsel. Ein Interview an der Startlinie am vorletzten Tag im Outback beim 520km Rennen in Australien. Wie man merkt und sieht bin ich schon etwas durch und erzähle entspannten Blödsinn. Das passiert beim anhaltenden Dauerlaufen schon mal.
Die letzten Vorträge und Veranstaltungen waren sehr schön. Am Wörthersee bei den Trailmaniaks haben wir uns sehr wohl gefühlt. Ute ist auch ne Runde mitgelaufen beim Wörtherseetrail. Die UNICEF Gala am Timmendorfer Strand war ein kleines Highlight. Gute Veranstaltung und wir hatten viel Glück mit dem Wetter für einige ausgiebige Spaziergänge an der Ostsee.
Neue Pläne sind gemacht. Der doppelte Bänderriss ist wieder ziemlich heil. Für wildes Gelände reicht es noch nicht, aber das Training hat letzte Woche begonnen. Ziel ist Sri Lanka mit http://www.4deserts.com im Februar. Aus den Bergen Sri Lankas über 250km durch Dschungel, entlang der Reisfelder über Stock und Stein Richtung Ziel am Strand des Indischen Ozeans. Klingt für mich erstmal sehr verlockend. Schauen wir mal was das Wintertraining bringt.
Nächster Vortrag ist am 2.11. in Mühlheim an der Ruhr im Rahmen der Literaturreihe „Herbstblätter“ (https://www.muelheim-ruhr.de/cms/herbstblaetter3.html) Die Tickets gingen schnell weg, aber wir stellen noch ein paar Stühle dazu und so gibt es am Montag an der Abendkasse noch Tickets zu kaufen.

Good news: I got a new notebook, where I find old and funny things, for example this short video. It’s an interview which was taken shortly before the start of the second last day of “The Track” through the australian outback. You can see who exhausted I was that’s why I started talking bullshit. That can happen during a 520k endurance race.
My last speeches and events were nice. We felt comfortable by the “Trailmaniaks” at the Wörthersee trail. My wife Ute ran one round at the Wörtherseetrail. The UNICEF gala by the Timmendorfer beach was a highlight. It was an awesome event and we were lucky with the weather, so we took a walk along the Baltic Sea.
New plans are done. Now I feel well after my double ligament rupture, but I am still in the healing process, so I am not ready for wild trails yet. But I already started with my training. The next Race takes place in February in Sri Lanka with http://www.4deserts.com. It is a 250km race which goes through the jungle, next to the rice fields to the beach at the Indian Ocean. Sounds great for me. Let’s see how well my winter training will be.
My next speech will be on the 2nd of November in Mülheim an der Ruhr, which fits into the series “Herbstblätter” (https://www.muelheim-ruhr.de/cms/herbstblaetter3.html) The Tickets were sold quickly, but we situate more chairs, so you can get tickets at the box office.

Rafael Fuchsgruber- finisht the Track im Outback Australiens

Allgemeine Presseinfo vom 20.05.2015

Deutschlands erfolgreichster Wüstenläufer Rafael Fuchsgruber (54) aus Hennef hat nach siebenmonatiger Verletzungspause ein beeindruckendes Comeback gelandet. Er finishte am vergangenen Wochenende im australischen Outback den weltweit längsten Etappenlauf in Eigenversorgung. Fuchsgruber landete nach neun Tagen und 520 Kilometern auf Platz 4

Track--V_Kronental-255 original 2Hennef, 20. Mai 2015. Am Ende fehlten Fuchsgruber lediglich sieben Minuten, um Platz 3 zu erreichen. Dennoch war der Ausnahmesportler drei Stunden schneller unterwegs als der letztjährige Extremlauf-Gewinner.

„Dadurch, dass die ersten fünf Läufer alle eine einheitliche Klasse hatten, waren die neun Tage ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zur letzten Etappe – spannend, nervenaufreibend und das Anstrengendste, was ich in den letzten zehn Jahren gelaufen bin“, so Fuchsgrubers Resümee nach seiner Rückkehr aus Australien.

Der Extremlauf führte von Alice Springs zum Ziel am Uluru (Ayers Rock). Die 22 Sportler aus zwölf Ländern liefen in Eigenverpflegung und hatten bis auf Wasser und

Zelt alles, was sie auf der Strecke benötigten, in ihrem Rucksack: Nahrungs-mittel, Schlafsack sowie eine Sicherheitsausrüstung.THE TRACK 2015 - 28 von 32Rafael Fuchsgruber führte als DJ und Konzertveranstalter ein extrem ungesundes Leben – bis er eines Tages mit Verdacht auf Herzinfarkt im Krankenhaus liegt. Danach krempelt er sein Leben um und beginnt mit Anfang Vierzig wieder zu laufen. Gerade mal drei Kilometer sind es im ersten Versuch. Heute ist er der erfolgreichste deutsche Extremläufer in den Wüsten dieser Welt.

In seiner Autobiografie „Running wild“ (erschienen im April im Delius Klasing Verlag), beschreibt Rafael Fuchsgruber sein Leben voller Extreme.

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THE TRACK 2015 - 18 von 32Mit seinen Läufen unterstützt Fuchsgruber die Arbeit von Viva con Agua und Watoto. Infos: www.vivaconagua.org/run4wash und www.watoto.com

THE TRACK 2015 - 22 von 32THE TRACK 2015 - 24 von 32

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(Alle Fotos: Vincent Kronental © canal-aventure)

Rafael Fuchsgruber

Alles gut…! Ich habe nur ein kleines Buch geschrieben über mein Leben und meine Läufe – kamen dann allerdings doch fast 200 Seiten zusammen. Die Geheimhaltung hat lange gut geklappt aber nun ist es raus. Es gab die Tage viele sehr freundliche Kommentare zu dem Buch: Danke an Mocki, Joey, Urs Weber (Runner’s World), Norbert Hensen (aktiv Laufen) und auch Hubert Kah. Selbst das Focus Magazin stellt Buch und mich auf zwei Seiten vor…meine Mama freut’s.

Cover running wild

Ich werde den Teufel tun und mich über das Buch äussern.

Joey Kelly/ Ausdauersportler  

…dass er der erfolgreichste deutsche Läufer in den Wüsten dieser Welt ist, wusste ich. Neu war für mich, dass er früher richtig gesoffen hat und mit 40 Jahren im Krankenhaus lag -Verdacht auf Herzinfarkt. Rafael hat sich echt die Flossen verbrannt, er hat die Kurve gekriegt und auf den Tag zehn Jahre danach ein 250 Kilometerrennen in Namibia gewonnen. Harte Stories aber auch gute Geschichten aus einem bunten Leben. Wirklich unterhaltsam geschrieben. Wenn mal wieder jemand kommt und sagt „Das schaffe ich nicht…“ drücke ich ihm dieses Buch in die Hand.

Urs Weber/ Redakteur Runner’s World

Seine Läuferkarriere begann er mit der Frage: „ Wie weit kann ich laufen?“ – Eine ungewöhnliche Frage für einen Laufanfänger. Genau so ungewöhnlich wie der Typ, der sie sich stellt, Rafael Fuchsgruber. Normalerweise wollen die Menschen abnehmen und in Form kommen. Fuchsgruber wollte zwar auch in Form kommen, vor allem aber etwas erleben. Er begriff schnell, wie er durch das Laufen, speziell durch Ultraläufe, die Welt und vor allem sich selbst entdecken kann. Deshalb läuft er. Und deshalb sind seine sehr persönlichen Schilderungen von seinen Läufen und aus seinem Leben so spannend, interessant, ehrlich, bisweilen tragisch oder witzig. Auch weil er sich beim Schreiben nicht an die gängigen Konventionen hält. Das erinnert an manchen Stellen ein bisschen an Hunter S. Thompson oder an T. C. Boyle. Fuchsgruber lebt und läuft seinen Spleen. Er schreibt und er läuft sich sein Leben von der Seele. Lesenswert, nicht nur für Ultraläufer.

Sabrina Mockenhaupt/ 40-fache deutsche Meisterin im Laufen  

…auch ich bin ein sehr emotionaler Mensch und frage mich sehr oft als Top-Athletin und eingefleischte Läuferin, was treibt diese vielen Menschen bei den großen City-Marathons an, was treibt mich an, was treibt die vielen Menschen an, die jeden Tag noch nach der Arbeit ihre Trainingsrunde drehen…laufen diese Menschen und ich vor etwas weg oder laufen wir um der Anerkennung willens oder laufen wir nur für unser eigenes Ego!? Ich behaupte mal, ganz viele der oben genannten Dinge treiben uns in dieser immer schneller werdenden Gesellschaft an. Heute heißt es fast nur noch, wer bremst verliert und die, die vielleicht schon auf dem Boden sind, werden nochmals getreten. So finde ich die Geschichte von Rafael einfach nur ein tolles Beispiel, was es heißt eine Entscheidung im Leben zu treffen, sie auch durchzuziehen und wenn es vielleicht erst wirklich nur Davonlaufen ist, aber irgendwann spürt man den tieferen Sinn und bekommt einen ganz anderen Blick auf sein Leben, wenn man auch mal fernab des Trubels ist und sich selbst reflektieren kann. Selten bin ich so gefesselt und bewegt worden, wie von der Geschichte von Rafael und freue mich, dass er es gewagt hat, das “Spinnennetz Alkohol-Sumpf” zu verlassen. Man muss es nur wollen, dann schafft man mehr als man je zu träumen gewagt hat.

Norbert Hensen/ aktiv Laufen    

Wenn noch jemand eine Bestätigung braucht, dass Laufen das Leben verlängert, dann muss er dieses Buch lesen. Rafael Fuchsgrubers beeindruckende Biografie beschreibt schonungslos, aber immer unterhaltsam seinen Weg vom Lebemann zum Läufer. Ein Typ auf der Überholspur, der im letzten Moment noch die Kurve kriegt. Nicht alles zur Nachahmung empfohlen, aber unbedingt lesenswert!

Hubert Kah/ Musiker  

Rafael Fuchsgruber ist ein Künstlermanager der alten Schule; ausgestattet mit den Möglichkeiten der Empathie und Sensibilität, ohne die man wirkliche Künstler nicht begleiten kann. Wer nun glaubt der Langstreckensport, den er ja auch noch ausübt, sei nicht möglich ohne unbändigen Willen, der mag sicherlich Recht habe, aber es braucht schon die berühmten zwei Seiten ein und derselben Medaille, will man der Erste sein am Ziel.

Zum Kauf:

http://www.delius-klasing.de/buecher/Running+wild.203396.html

Das nächste Rennen steht vor der Tür: The Track/ Australien – Outback/ Mai / 520km in 9 Etappen in Selbstverpflegung.

Infos hier:

http://www.canal-aventure.com/infos/index.php?option=com_content&view=article&id=136&Itemid=91&lang=en

(Uluru) – Ayers Rock In Australien

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Die Motivation nach Knieoperation und achtmonatiger Laufpause ist riesig. Das Können hängt noch ein wenig hinterher nach der langen Unterbrechung. Mehr dazu im Buch und gelegentlich hier.

Facebook:

http://www.facebook.com/rafael.fuchsgruber

Extremsportler, deutscher Wüstenläufer, Buchautor